Neujahrsempfang 2019 am 7. Januar 2019 im Theater Kehrwieder
Hamburger Volksbank
Neujahrsrede von Dr. Reiner Brüggestrat
Vorstandssprecher der Hamburger Volksbank
Sehr geehrter Senator Dr. Carsten Brosda,
liebe Senatoren a.D. Dr. Herlind Gundelach und Dr. Michael Freytag,
liebe Präsidenten Josef Katzer und Dr. Friedhelm Steinberg,
sehr geehrte Abgeordnete des Deutschen Bundestages und der Hamburgischen Bürgerschaft,
alle Freundinnen und Freunde der Hamburger Volksbank,
meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich darf Sie sehr herzlich zum Neujahrsempfang 2019 Ihrer Hamburger Volksbank begrüßen. Ich tue dies auch im Namen meiner Vorstandskollegen Dr. Thomas Brakensiek und Thorsten Rathje; sowie unseres Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Stefan Schwarz. Unsere Neujahrsempfänge sind wie die Hamburger Volksbank: eine perfekte Mischung aus Tradition und immer wieder Neuem. Traditionell begegnen Sie einer Hamburger Senatorin oder einem Senator und ca. 300 Kunden sowie Freunden der Bank. Im letzten Jahr waren wir im 8. Weltwunder der Wissenschaft, bei DESY in Bahrenfeld. Unsere Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank hat uns den Weg gewiesen, wie Hamburg eine Kapitale der Wissenschaft werden kann. In diesem Jahr werden wir nachspüren, wie weit wir auf dem nachhaltigen Weg zu einer Musik- und Kulturstadt sind. Als Pfadfinder hätten wir keinen besseren finden können als unseren Kultursenator Dr. Carsten Brosda, den Sie bitte mit einem hinreißenden Applaus begrüßen.
Informationen über das Kehrwieder-Theater. Wahlspruch: Nostalgie trifft Moderne. Eine charmante Kombination aus historischer Atmosphäre und eindrucksvoller, moderner Ausstattung.
Nach meiner Begrüßung und der Rede von Senator Brosda sehen wir noch einige Ausschnitte aus der Show WET. Wie wir aus einer einzigen Wanne ein Showstar? Seien Sie gespannt auf die verrückteste Showsensation des Jahres. Hier wird zusammengebracht, was bisher unvereinbar erschien: Akrobatik und Badewannen.
In den letzten Jahren haben wir gemeinsam mehrfach über die Herausforderungen der digitalen Transformation für die Gesellschaft und die Hamburger Volksbank nachgedacht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Bedeutung und die Möglichkeiten des Datenreichtums weiter zunehmen werden. Daten können bis zu einem bestimmten Grade sogar das Geld ersetzen. Die Verwendung des Datenreichtums kann die Zukunft persönlicher, effizienter, nachhaltiger und menschlicher machen. Dies gelingt jedoch nur gemeinschaftlich, in dem alle Anspruchspartner ihre Einschätzungen und besten Ideen für marktnahe Lösungen einbringen. Die Hamburger Volksbank tut gut daran, ihre Kompetenz im Netzwerk, auf Plattformen und in Kooperationen zu bündeln, um als kompetenter Ansprechpartner dem Staat, der Gesellschaft, der Aufsicht und anderen Interessensgruppen zur Verfügung zu stehen. Die Macht der Daten muss gemeinnützig für eine Gesellschaft verwandt werden, in der Menschen ermächtigt werden, kundig und selbstbestimmt mit ihren Daten umzugehen. Auf die Herausforderungen können wir dann gemeinsam mit den modernsten Mitteln reagieren, um insbesondere in der genossenschaftlichen Finanzwirtschaft einen digitalen Humanismus zu etablieren. Julian Nida-Rümelin formuliert dies so: „Der Einsatz der Digitalisierung ist kulturell, sozial und politisch zu kontrollieren. Nur so kann sie zur Humanisierung der Welt beitragen.“ Die Hamburger Volksbank hat sich kraftvoll auf diesen Weg begeben.
Das Jahr der Verunsicherung
Der Ausblick auf das Jahr 2019 zeigt: Alles schwankt. Verstärkt sich die Krise der liberalen Demokratien? Rutscht die Konjunktur ab? Wie weit fällt der DAX noch? Bleibt der HSV doch in der 2. Liga? Uns steht ein Jahr der Verunsicherung bevor!
Doch lassen wir uns von den Untergangspropheten und Junkies der Apokalypse nicht ins Bockshorn jagen. Unsere Welt ist nicht nur in Deutschland eine deutlich bessere geworden. Man nehme nur das mutmachende Buch von Hans Rosling „Factfullness“ zur Hand. Rosling zeigt eindrucksvoll, dass unser Gehirn zu einer dramatisierenden Weltsicht verführt, die mitnichten der Realität entsprechen muss. Mit Hunderten von Fakten zeigt er, dass die Welt viel besser ist als die meisten Menschen glauben. So ist die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, seit 1990 trotz Bevölkerungsanstieges um 1,4 Mrd. gefallen. Und der Lüneburger Politologe Christian Welzel hat nachweisen können, dass Ideale wie Freiheit, Toleranz, offene Marktwirtschaft, Gleichberechtigung und Demokratie weltweit nicht auf dem Rückmarsch, sondern weiter im Wachsen begriffen sind. Und in Deutschland wird die Anzahl der Erwerbstätigen mit mehr als 45 Mio. in 2019 einen Rekordwert erreichen und die Zahl der Arbeitslosen könnte im Jahresverlauf unter 2 Mio. sinken. Vielleicht stimmt ja das Bonmot von Peter Ustinov: „Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen.“
Diese positiven insbesondere ökonomischen Zahlen dürfen jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass insbesondere die westlichen Gesellschaften einer ernstzunehmenden Zerreißprobe ausgesetzt sind.
Sind die ökonomischen Grundbedürfnisse weitgehend erfüllt, wollen Menschen in der Lage sein, ihr Schicksal und ihr Leben ein Stück weit selbst zu gestalten. Und wenn sie das Gefühl haben, dass sie das nicht können, dann werden sie wütend. Also: Wut, Zorn und Dummheit. Oder um es mit Kurt Tucholsky zu sagen: “Das Volk versteht das meiste falsch; aber es fühlt das meiste richtig.”
Die Wirtschaft ist unser Schicksal. Dabei darf die Wirtschaft nicht allein auf Macht und Eigentum ausgerichtet sein, sondern eine Gesellschaft, die emphatisch und gerecht genannt werden möchte, muss auf sittlichen Idealen und eindeutigen Regeln beruhen. Und ebenso muss beachtet werden, dass ein subjektives Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht bei Menschen nicht mit finanziellen Wohltaten geheilt werden kann. Der wirtschaftliche Fortschritt, das Wachstum, kann sich vom sozialen Fortschritt abkoppeln. Wir brauchen mehr sozialen Zusammenhalt. Menschen müssen sich als Teil der Gesellschaft und einer Gemeinschaft fühlen. Wir dürfen dabei nicht alles allein der Ökonomie überlassen; die so konstruierte Geschichte ist zu Ende erzählt und überdehnt. „Mit Hoffnung ertragen die Menschen die schrecklichste Not. Ohne Hoffnung ertragen sie nicht einmal den Wohlstand“, so Aladin El-Mafaalani, ein deutscher Soziologe.
Und genau an dieser Stelle können der genossenschaftliche Gedanke und die Unternehmen der genossenschaftlichen Rechtsform einen wertvollen Beitrag leisten. Unsere Geschichte ist weder aus erzählt noch sind die Grundlagen des genossenschaftlichen Geschäftsmodells überdehnt. Ganz im Gegenteil: wenn wir es richtig machen, kommen unsere Tage jetzt erst richtig.
Ich will Ihnen nur 3 Beispiele aus unterschiedlichen Bereichen näherbringen. Als katholische Christen sich in Hamburg zusammenfanden, um ein Konzept für die Übernahme und den Betrieb katholischer Schulen zu erarbeiten, entschieden sie sich für die Rechtsform einer Schulgenossenschaft. Nur so schien eine breite, integrative und gleichberechtigte Beteiligung gewährleistet. Und auch im Profifußball heißt es: Lasst uns Genossen werden! Der FC St. Pauli plant die Gründung einer Genossenschaft, die maximal 46 % an der Betriebs-GmbH seiner Profimannschaft übernehmen soll.
Und betrachten wir als 3. Beispiel die Kolbenwerk eG. 2016 gegründet hat die Genossenschaft im Jahre 2017 die Halle 7 und einen Neubau auf dem ehemaligen Kolbenschmidt-Gelände in Ottensen erworben, um kleinen Gewerbetreibenden ein lebenslanges und bezahlbares Zuhause zu bieten.
Alle diese Beispiele stehen für Gesellschaften, deren Zweck darauf ausgerichtet ist, den Erwerb oder die Wirtschaft ihrer Mitglieder oder deren sozialen oder kulturellen Belange durch einen gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb zu fördern. So wird es auch in § 1 des Genossenschaftsgesetzes beschrieben.
Verwirklicht werden diese Förderung durch die Identität von Eigentümern und Kunden, dem genossenschaftlichen Förderzweck, der Selbsthilfe in demokratischer Rechtsform und der Zusammenarbeit im genossenschaftlichen Verbund.
Die Genossenschaft ist folglich eine Rechtsform, die originär unternehmerische Anforderungen erfüllt und ebenso soziale und kulturelle Belange ausdrücklich berücksichtigt. Für die Hamburger Volksbank ist damit korrespondierend das Leitbild des Ehrbaren Kaufmanns maßgeblich. Als Volksbank ist es für uns konstitutiv, dass wir Volkes Stimme im Rahmen unserer institutionalisierten Verfassung und unserer demokratisch aufgebauten Kommunikationswege laufend durch eine Meinungsbildung mit unseren relevanten Einflussgruppen fundieren. Manager der Zukunft beziehen andere ein – sinnvollerweise nicht nur solche Menschen, die den gleichen Hintergrund wie sie selbst mitbringen, sondern sich unterscheiden – in der Herkunft, im Alter oder der Ausbildung. Die moralische Komponente einer Entscheidung hat immer stärkeren Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg von Unternehmen. Um es allerdings auch auf den Punkt zu bringen: „Das“ Volk hat eine Stimme, aber nicht das alleinige Sagen.
Denn wir wissen: im Wettbewerb vieler dezentraler Wissensträger können Innovationen entstehen. Und ebenso stellt eine durch ein einheitliches Leitbild geprägte Gemeinschaft ein unabdingbares Bindeglied zur Gesellschaft dar, die zunehmend ihren sozialen Kitt verliert.
Wir ermöglichen unseren Eigentümern und Kunden eine reale Wertschöpfung. Obgleich wir die Errungenschaften der digitalen Transformation nutzen, bleiben der Kontakt und die Beziehungen zwischen den Menschen die Grundlage für die weiterhin von Menschen getroffenen Entscheidungen. Wir bekennen uns damit zu einer heute notwendigen Fähigkeit zur Zweigleisigkeit: zur digitalen, globalen Schnelligkeit und zur lokalen Ruhe.
Wir verpflichten uns zu einem nachhaltigen Ressourceneinsatz. Und auf die Frage: Wem gehören die Verfügungsrechte an dem Geschäftsmodell? Liefert die genossenschaftliche Rechtsform seit über 150 Jahren eine erprobte juristische, humane und zukunftsfähige Antwort. Die Autonomie liegt bei der Hamburger Volksbank, Ihren Eigentümern und Kunden.
Wir haben auf uns auf dem Weg gemacht, ab diesem Jahr uns deutlich vernehmbarer auch in den gesellschaftlichen Diskurs unserer Stadt einzubringen. Eine Genossenschaft wie die Hamburger Volksbank zeichnet sich durch eine hohe Resilienz aus, die in Zeiten gesellschaftlicher Spannungen Stabilität und Flexibilität miteinander verbindet. Wir stehen für ein Zusammenspiel zwischen Dynamik des Marktes, der Vitalität einer Zivilgesellschaft und der Lernfähigkeit unseres gesellschaftlichen Systems. Die genossenschaftliche Organisationsform und das Wertegerüst ist die bessere Form der Sharing Economy und der zahlreichen, geradezu aus dem Boden sprießenden Communities des 21. Jahrhunderts.
Die Hamburger Volksbank mit „Man kennt sich“ und Digitalisierung
Die Hamburger Volksbank wird ihre eigenen Geschäftsaktivitäten auf Basis ihrer ökonomischen Stärke weiterentwickeln ohne ihre Grundwerte der Stabilität, Transparenz und ihrer dienenden Rolle für die Realwirtschaft und für die Gesellschaft zu verlassen. Unser Strategieprojekt “Smartes Volksbanking in Hamburg 2020+” hat im Jahre 2018 volle Fahrt aufgenommen. So steht seit November 2018 unter dem Motto „Digitaler werden, Volksbank bleiben“ unsere neu geschaffene Einheit Di@log unseren Kunden zur Verfügung. In der Startaufstellung mit 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten wir die schnelle, bequeme Erledigung von Bankgeschäften vernetzt über alle Kommunikationskanäle, mit zuverlässigen und sicheren Bearbeitungsprozessen und einem individuell zugeschnittenen Service auch außerhalb der Filialöffnungszeiten: Überweisungen, Änderungen von Kartenlimits oder die Bestellung von ausländischen Währungen. Dabei richten wir uns nach den Kundenbedürfnissen, die wir mit wissenschaftlicher Unterstützung der TU Hamburg-Harburg ermittelt haben.
2018 – ein gutes Jahr für die Hamburger Volksbank
Ich darf Ihnen wiederum von einem guten Jahr 2018 Ihrer Hamburger Volksbank berichten. Wir haben 60.000 Eigentümer – keine Bank in Hamburg hat eine so breite Basis von Eigentümern wie die Hamburger Volksbank. Unsere Kundenkredite sind um rund 200 Mio. €, das sind gut 11 % angestiegen. Parallel sind Ihre Kundeneinlagen ebenfalls um über 250 Mio. €, + 11 %, angestiegen. Unser Betriebsergebnis wird von 16 Mio. € auf über 19 Mio. € ansteigen. Unsere permanente Unternehmensentwicklung erzeugt diese wirtschaftliche Stärke; die genossenschaftliche Gemeinschaft ist unser nachhaltiger Erfolgsgarant.
Ein weiterer Garant dafür, dass wir auch in der Zukunft erfolgreich bleiben werden, sind unsere herausragenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir sind stolz auf ihr ausgezeichnetes Engagement und ihre Erfolge. Wir haben ein Team von Kollegen, die häufig schon viele Jahre zusammen arbeiten. Immer wieder ergänzt um junge Talente, die einen neuen Esprit und neue Kompetenzen einbringen. Wir fordern von unserer Belegschaft eine hohe Flexibilität und beständigen Weiterbildungshunger, dafür bieten wir sichere und entwicklungsfähige Arbeitsplätze. Herzlichen Dank an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihre erfolgreiche und der Zukunft zugewandte Arbeit im Jahre 2018. Danke!!
Liebe Gäste, nun möchte ich zum Höhepunkt unseres Empfangs kommen – der Rede unseres Kultursenators.
Dr. Carsten Brosda wurde 1974 in Gelsenkirchen geboren, studierte Journalistik und Politikwissenschaft an der Uni Dortmund. Promotion mit dem Thema: „Diskursiver Journalismus“. 2000-2005 Pressereferent im SPD-Parteivorstand
2005-2009 Referatsleiter im Bundesministerium für Arbeit und Soziales
2010-2011 Abteilungsleiter im SPD-Parteivorstand
2011-2016 Leiter des Amtes Medien in der Hamburger Senatskanzlei
2016-2017 Staatsrat der Kulturbehörde und in der Senatskanzlei
seit 1. Februar 2017 Senator der Behörde für Kultur und Medien
Carsten Brosda ist verheiratet und hat zwei Kinder
Lieber Senator Brosda,
die Hamburger Volksbank ist nicht nur eine sportliche Bank, wie man etwa an der Etablierung der Volksbank-Arena ablesen kann. Sondern wir habe eine enge Verbindung zur Kultur. Bereits im Jahre 2006 haben wir mit der Elbphilharmonie die Reihe Jazz-Piano gefördert, 2010 das Elbjazz-Festival aus der Taufe gehoben und begleiten es bis heute. Ebenso liegt uns die Stadtteil-Kultur am Herzen, wie viele Spendenprojekte unserer Hamburger-Volksbank-Stiftung belegen. Stolz sind wir nach wie vor auf die Auszeichnung mit dem Kultur-Merkur im Jahre 2012.
Lieber Herr Brosda,
in einer Ihrer bemerkenswerten Reden haben Sie ausgeführt: „Der Mensch schuf sich eine „Ersatz-Natur“: die Kultur“ Und in einer anderen Rede heißt es: „Über die gemeinsamen Geschichten bilden sich Gemeinschaften“. Kunst kann „überraschen, irritieren, begeistern und verärgern“.
Ich habe ausgeführt: Die Wirtschaft ist unser Schicksal. Wie sehen Sie das Verhältnis von Wirtschaft und Kultur? Wie weit ist Hamburg auf dem Weg eine Kulturstadt zu sein oder als solche wahrgenommen zu werden? Ist Kultur in Hamburg mehr als Elbphilharmonie?
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